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Alexander Pentek Umbau Volkshaus Rotthausen „Heimatbund verliert seine Räumlichkeiten“ Historische Sammlung ist gefährdet – Probleme mit Raumsuche – Vision modernes Heimatmuseum Wie der Heimatbund Gelsenkirchen e.V. erst Anfang August durch ein Schreiben der Stadt Gelsenkirchen erfuhr, muss der gemeinnützige Verein seine Räumlichkeiten im Volkshaus Rotthausen bis zum 31.12.2025 räumen. „Das stellt uns vor große Schwierigkeiten“, erklärt der Vorsitzende Volker Bruckmann. „Wir benötigen nun sehr kurzfristig eine Möglichkeit, unsere umfangreiche Sammlung zur Stadtgeschichte unterzubringen, bis wir eine dauerhafte Lösung gefunden haben. Hierbei geht es um mehr als dreitausend Bücher, tausende Zeitschriften, ein Fotoarchiv der Ruhr-Nachrichten und diverse lokalgeschichtlich bedeutsame Nachlässe von Firmen und Einzelpersonen.“ Die relativ kurze Kündigungsfrist ist für den Verein insofern überraschend, als sich das angekündigte Umbauprojekt Volkshaus Rotthausen, wie alle Schulbauten der Stadt, noch erheblich weiter zu verzögern scheint. Außerdem hatte es zuvor Signale aus der Lokalpolitik gegeben, dass Teile des Gebäudes auch nach dem Umbau des Volkshauses in eine Grundschule weiterhin für Vereine nutzbar sein sollten. Die Stadt Gelsenkirchen als Vermieter hat vor der Zusendung der Kündigung übrigens nie das Gespräch gesucht oder auch nur Kontakt in der Sache aufgenommen. Grothof, Bleckkirche, Ostfriedhof: Schon lange selbst aktiv auf ImmobiliensucheUnabhängig von der nun erfolgten Kündigung durch die Stadt sucht der Heimatbund bereits seit über zwei Jahren aus eigenem Antrieb aktiv nach neuen Räumlichkeiten – bisher ergebnislos. „Aufgrund des schlechten Zustandes des Volkshauses haben wir uns schon frühzeitig auf die Suche begeben – sowohl nach einer kurz- oder mittelfristigen Übergangslösung, als auch nach einer dauerhaften Immobilie, die wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu einem echten heimatgeschichtlichen Leuchtturm weiterentwickeln können“, so Volker Bruckmann. „Wir sind ein seit Jahren gegen den Trend stark wachsender Verein und haben unsere Mitgliederzahl in den letzten Jahren fast verdoppelt. Mit unseren beliebten vier Themenheften pro Jahr, dem hochwertigen Magazin Emscher-Zeitung und der neuen Reihe zur Eisenbahngeschichte Gelsenkirchens sorgen wir weit über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen. Dazu kommt ein abwechslungsreiches und vielfältiges Veranstaltungsprogramm im 2-Wochen-Rhythmus: Mit Lesungen, Vorträgen, Filmen und Rundgängen. Was wir mit begrenzten Mitteln und einem starken ehrenamtlichen Engagement leisten, sorgt in der Fachwelt regelmäßig für Erstaunen.“ Dabei ist der Heimatbund sehr flexibel, was Größe, Zustand und Lage der möglichen Immobilien anbelangt. „Ideal,“ erklärt der Vereinsvorsitzende, „wäre natürlich ein historisches, gerne auch denkmalgeschütztes Gebäude mit stadtgeschichtlicher Bedeutung. Wir haben uns u.a. um den historischen Grothof in Buer bemüht, um die Bleckkirche in Bismarck, um Haus Leithe, die sogenannte Knochenmühle in Bulmke-Hüllen, ein Gebäude am Ostfriedhof oder den Bahnhof Schalke-Nord.“ Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Gebäuden, die anderweitig schlecht oder gar nicht nutzbar sind. So auch bei städtischen Immobilien an Friedhöfen. „Leider liefen alle diese Anstrengungen bisher ins Leere. Es ist für uns beispielsweise unverständlich, dass die Stadtverwaltung nicht mehr genutzte Friedhofsgebäude lieber für sechsstellige Summen abreißen lässt, als mit uns darüber konkret ins Gespräch zu kommen.“ Auch die Kontakte zu den beiden großen Kirchen seien in den letzten Jahren überaus ernüchternd gewesen und stünden mitunter in deutlichem Gegensatz zum medial transportierten Interesse der Kirchen an innovativen Lösungen. So erklärt Bruckmann: „Wir wollen nichts geschenkt haben, sondern bieten an, eine problematische Immobilie – gerne auch als Mieter – zu übernehmen und uns dann selbst um erhebliche öffentliche und private Fördermittel zu bemühen, damit wir etwas Modernes und Zeitgemäßes mit Perspektive schaffen können – gerade in einer gebeutelten Stadt wie Gelsenkirchen. An Fördergeldern mangelt es nach unserer Recherche durchaus nicht.“ Vision: Modernes Museum zur StadtgeschichteDie Langzeitvision des 1927 gegründeten Vereins für Lokalgeschichte, Denkmal- und Naturschutz: Die Historische Sammlung am neuen Standort Stück für Stück in ein ehrenamtlich geführtes, modernes Stadtmuseum auszubauen. „Wir brauchen einen Ort, an dem wir Planungssicherheit haben und genug Platz, um eine zukunftsweisende und didaktisch ansprechend gestaltete Ausstellung aufbauen zu können. Das soll nichts Altbackenes oder Erwartbares werden, sondern ein überraschendes Museum mit Strahlkraft, gerade auch für junge Leute, Kinder und Touristen. Die reiche Geschichte unserer Stadt bietet uns mehr als genug Material dafür. Wir wollen das endlich aufbereiten und erlebbar machen.“ Die Stadt Gelsenkirchen habe derweil keine Mittel und kein Personal, um ein solches Museum zur Stadtgeschichte zu betreiben. „Wir wären gerne dazu bereit – aber ohne Räumlichkeiten“, bilanziert Volker Bruckmann. „geht es nun mal nicht.“ Suche nach Übergangsquartier und Bitte um UnterstützungDer Heimatbund Gelsenkirchen ist nun zunächst auf der Suche nach einem Übergangsquartier für die historisch wertvollen Sammlungsbestände. Der Verein ist für jeden Hinweis und jedes geeignete Angebot dankbar, damit die Sammlung fortbesteht und keinen Schaden nimmt. „Unsere dringendste Bitte geht aber an die Lokalpolitik und die Stadtverwaltung, uns bei der Suche nach Räumlichkeiten zu unterstützen und gerade bei Gebäuden im Eigentum der Stadt gesprächsbereit zu sein. Wir wollen uns der Abwärtsbewegung Gelsenkirchens nämlich nicht ergeben, sondern die Ärmel hochkrempeln und dabei mithelfen, etwas Neues schaffen.“ Und wie kann der Einzelne helfen? „Jede einzelne Mitgliedschaft im Heimatbund Gelsenkirchen ist eine wichtige Unterstützung unserer Arbeit und hilft uns, dass wir die Erfolgsgeschichte weiterschreiben können. Jeder, dem unsere Themen und unsere Arbeit wichtig sind, sollte jetzt unbedingt Mitglied werden!“
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