April 2018
Philip Ralph

GESCHICHTS-WETTBEWERB „HAU REIN!“

Preis für Heimatbund-Hefte
Sonderehrung für Karlheinz Rabas

Sowohl der Heimatbund als auch unser Kassierer Karlheinz Rabas erhielten Auszeichnungen beim Geschichtswettbewerb „Hau rein!“.

Unsere Heftreihe „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“ hat den 2. Preis in der Kategorie „Initiative, Verein, Werkstatt“ gewonnen. Karlheinz Rabas, ein „Urgestein“ der Geschichtsszene im Ruhrgebiet, der fast nebenbei auch unser Kassierer ist, wurde quasi für sein Lebenswerk mit einem Sonderpreis geehrt.

Zum Abschied vom deutschen Steinkohlenbergbau in diesem Jahr hatte das „Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V.“ den Wettbewerb unter dem Motto „Bergbau im Ruhrgebiet. Alltag. Wissen. Wandel“ ausgelobt. Die Preisverleihung wurde am Freitag, 13. April in großem Stil begangen.

Festakt in geschichtsträchtiger Kulisse
Hunderte Einsendungen aller Art
Heimatbund-Hefte ausgezeichnet
Festakt in geschichtsträchtiger Kulisse
Karlheinz Rabas: Sonderehrung für langjähriges Engagement
Weitere Preisträger*Innen aus Gelsenkirchen

Festakt in geschichtsträchtiger Kulisse

Die Szene hätte kaum passender sein können. Das Weltkulturerbe Zeche Zollverein bescherte dem Festakt eine geschichtsträchtige Kulisse. Der Nachbau eines Stolleneingangs aus echtem Stempelholz und eine mannshohe Nachbildung einer Grubenlampe stellten das perfekte Bühnenbild für die Ehrung der zahlreichen Schulklassen, Vereine und Einzelpersonen, die mit Preisen ausgezeichnet wurden.

[Foto: Philip Ralph]

Prof. Goch, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte im Gelsenkirchener Wissenschaftspark,
begrüßte die 600 Gäste beim Festakt auf das Weltkulturerbe Zeche Zollverein.
Er ist Vorsitzender des „Forum Geschichtskultur“, das den Wettbewerb auslobte.

Prof. Dr. Stefan Goch, Vorsitzender des federführenden „Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V.“, begrüßte die 600 eingeladenen Gäste zur Preisverleihung in der großen Lesebandhalle der weltberühmten Zechenanlage. Der diesjährige Wettbewerb „Hau rein!“ ist mit 50.000 Euro der höchstdotierte Geschichtspreis der Bundesrepublik, erklärte Prof. Goch in seiner Begrüßungsrede. Allerdings ging der Preis nicht an einen einzelnen Gewinner, sondern wurde an eine Vielzahl würdiger Teilnehmer verteilt.

„Die schwerwiegenden Folgen, die die Zechenstillegungen nach sich zogen, regen eine Untersuchung der Notwendigkeit dieser Stillegungen an“ zitierte Prof. Goch zu Beginn der Veranstaltung. Die heute noch so passenden Worte hatte Liselotte Hechelmann bereits 1928 in ihrer Dissertation als „Ein Beitrag zu dem Problem der Zechenstillegungen im Ruhrgebiet“ geschrieben.

Nun, 90 Jahre später, erfolgt das endgültige Ende des Bergbaus – zumindest des deutschen Steinkohlenbergbaus. Diesen hat das Forum Geschichtskultur als historischen Einschnitt für einen Geschichtswettbewerb zum Thema aufgegriffen.

Der offene Wettbewerb lud alle interessierten Personen und Gruppen ein, sich mit der Geschichte, den Überresten und den Traditionen des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet zu befassen und mit der Transformation der Landschaft, Gesellschaft und Kultur der Region auseinanderzusetzen.

[Foto: Philip Ralph]

Der „Geschichtskreis Haus Aden – Grimberg 3/4“ hatte einen Stolleneingang auf der Bühne nachgebaut.

Wenn am 21. Dezember 2018 auf der Schachtanlage Prosper II in Bottrop die letzte Kohle gefördert wird, ist deutschlandweit endgültig Schluss mit dem Steinkohlenbergbau. Das Kohlengräberzeitalter wird dann endgültig Geschichte sein.

Doch auch danach bleibt der Bergbau durch seine Hinterlassenschaften weiterhin präsent: durch die „Kathedralen“ der Arbeit, die Fördergerüste und Bergehalden, durch die Verkehrsnetze, Tagesbrüche und „Kolonien“.

Der Bergbau hat nicht nur die Landschaft des Ruhrgebiets entscheidend geprägt. Auch die Sprache ist nachhaltig geprägt: im Bergmannsgruß „Glück Auf!“, in Geschichten und Mythen.

Obwohl der Beruf des Bergmanns jetzt schon weitgehend verschwunden ist, sagte Prof. Goch, „bleibt ein besonderer Menschenschlag, der diese Region lebenswert macht.“ Mit ihrer „herzlichen, direkten, kollegialen Art“ hätten die Kumpel sich beliebt gemacht.

Daher freute sich die Jury besonders über persönliche Erinnerungen an Arbeit und Leben unter Tage und über Tage, an den Alltag und die Lebensbedingungen der Bergleute.

[Foto: Philip Ralph]

Das Werksorchester Bergwerk Ost lieferte musikalische Untermalung
und begleitete die 600 Gäste beim Singen des Steigerlieds.

324 Einsendungen:
37 Juroren entschieden in zweistufigem Verfahren

Ein Jahr lang konnten Beiträge eingesandt werden. 324 Arbeiten von Teilnehmern im Alter zwischen 14 und 91 Jahren sind im Büro des Forums eingetrudelt. Sie reichten vom Gedicht bis zum wissenschaftlichen Wälzer, mit und ohne Bilder, Filme, Hörspiele und viele andere Formate.

Diese wurden in einem zweistufigen Verfahren ausgewertet. Insgesamt 37 Juroren arbeiteten in Fachgruppen für 15 Themenfelder.

Den Vorsitz über die Jurys hatte Prof. Goch in seiner Funktion als Vorsitzender des Forum Geschichtskultur, das den Wettbewerb ausgelobt hatte. Über mehrere Sitzungen wurde stundenlang hart diskutiert, berichtete der Professor. So hat man gewährleistet, dass allen Beiträgen die gleiche Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu Teil wurden.

Die Entscheidung fiel oft ganz knapp aus – manchmal waren es nur kleine zusätzliche Aspekte und Nuancen, die einen Beitrag von vergleichbaren Einreichungen unterschied.

Alle Juroren hätten sehr gewissenhaft versucht, jede Art Voreingenommenheit oder Befangenheit auszuschließen, wusste Prof. Goch zu schätzen. So habe jeder Beitrag die gleiche Wertschätzung erhalten, freute er sich. Um allen Laien gerecht zu sein mussten einige ganz wichtigen Organisationen aus der Region – allen voran das Deustche Bergbaumuseum Bochum – von vornherein ausgeschlossen werden, erklärte Prof. Goch.

Schließlich wurden aus den Hunderten von Einsendungen 57 Arbeiten für einen Preis zwischen 500 und 1.300 Euro ausgewählt.

    Die Preise wurden in verschiedenen Kategorien verliehen:
  • historisch interessierte Laien
  • wissenschaftlich professionell Arbeitende
  • journalistisch professionell Arbeitende
  • Schülerinnen und Schüler

Heimatbund-Hefte ausgezeichnet

Der Heimatbund Gelsenkirchen erhielt einen 2. Preis in der Kategorie „Initiative, Verein, Werkstatt“ für unsere Schriftenreihe „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“. Die Hefte befassen sich detailliert und kenntnisreich mit Lokalhistorie – von der Dahlbuschbombe über den Bau der Berliner Brücke bis zu Grabsteinen auf dem katholischen Altstadtfriedhof. Die regelmäßigen Neuerscheinungen machen die Ergebnisse akribischer Recherchen in gut lesbarer Form zu einem niedrigen Preis einem breiten Publikum zugänglich.

Der Heimatbund hatte die bis Ende Dezember 2017 erschienenen Hefte 1-14 eingereicht und damit überzeugen können. Neben einer Urkunde gab es 900 Euro Preisgeld für den Verein. „Das ist für uns ein warmer Segen“, sagt Hans-Joachim Koenen, zweiter Vorsitzender des Heimatbundes. „Geld tut einem armen Verein immer gut. Damit kann schon das nächste Heft in Druck gehen“, freute er sich.

[Foto: Philip Ralph]

Beim Festakt vor 600 eingeladenen Gästen nimmt
Hans-Joachim Koenen für den Heimatbund
die Urkunde und den Scheck entgegen.

Als Initiator und Leiter des Projektes nahm Hans-Joachim Koenen den Preis entgegen. Er ist nicht nur für die Gestaltung, Verarbeitung und Vertrieb aller Hefte persönlich verantwortlich; sieben davon hat er auch selbst geschrieben. Mit dabei waren Vorsitzender Volker Bruckmann und – stellvertretend für alle Beteiligten – Karlheinz Rabas, Autor von vier der Hefte, Hildegard Schneiders, Autorin von zwei Heften und der Gelsenkirchener Fotograf Detlef Eschmann, Autor eines Bilderbandes (Heft Nr. 12).

Extra aus Bayern angereist war sogar Wilhelm Bauer, Autor des Heftes Nr. 11 über seinen Vorfahren, den Gründer der Eisenindustrie in Gelsenkirchen, Hermann Strassburger.

Prof. Goch, Vorsitzender der Jury, nannte Bauers Werk eine „exemplarische Biografie, gut recherchiert, gut belegt und gut zu lesen“.


Wilhelm Bauer
[Foto: Philip Ralph]

 

Nach der Preisverleihung auf Zollverein (v.l.n.r.): Karlheinz Rabas, Volker Bruckmann (Vors. des Heimatbundes),
Prof. Stefan Goch (Vors. der Jury), Hans-Joachim Koenen, Detlef Eschmann, Hildegard Schneiders und Wilhelm Bauer
[Foto: Philip Ralph]

Sonderehrung für Karlheinz Rabas
Auszeichnung für langjähriges Engagement

Karlheinz Rabas (80) wurde mit einer besonderen Auszeichnung geehrt.

Der gebürtige Essener und heutige Rotthauser, eng durch seine ehrenamtliche Arbeit als Autor und versierter Hobby-Historiker mit dem Bergbau der Region, dem Volkshaus Rotthausen, dem Heimatbund und der Bergbausammlung Rotthausen verbunden, wurde für sein Lebenswerk geehrt.

Das Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V. ehrte ihn für seine

« langjährige Kontinuität im Engagement um die Geschichtskultur »

mit einem von drei Sonderpreisen.

[Foto: Philip Ralph]

Karlheinz Rabas (links), unter anderem Gründer und Leiter der Bergbausammlung Rotthausen
sowie Kassierer im Vorstand des Heimatbund Gelsenkirchen,
empfing eine besondere Auszeichnung für langjähriges Engagement.

Der Architekt, Stadtplaner und Denkmalpfleger Dr. Lutz Heidemann würdigte Rabas’ Leistungen und Verdienste mit einer feierlichen Laudatio. Dr. Heidemann, der bis zu seiner Pensionierung in der Bauverwaltung der Stadt Gelsenkirchen arbeitete, ist seit Jahrzehnten als prominenter Bau- und Lokalhistoriker in Gelsenkirchen und dem Ruhrgebiet bekannt.

In seiner Laudatio an Herrn Rabas sprach er von einem „Urgestalt“ der Geschichtskultur unserer Region. „In der Philosophie kennt man den Begriff ‚Urgestalt‘“, sagte Dr. Heidemann. „Diesen kann man für Karlheinz Rabas sehr gut verwenden.“

Karlheinz Rabas ist nicht nur Gründer und Leiter der Bergbausammlung Rotthausen und stellv. Vorsitzender des Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten im Ruhrrevier e.V. Herr Rabas widmet sich nicht allein dem Bergbau, sondern auch der Ortsgeschichte – vor allem von Rotthausen, Katernberg, Schonnebeck und Kray. Schon 1976 gründete er eine Arbeitsgruppe in Rotthausen aus dem das heutige Stadtteilarchiv und die Bergbausammlung hervorgingen. Beide sind noch heute unter seiner Leitung.

Seit 22 Jahren ist er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Essener Geschichtsinitiativen und schon 20 Jahre Beisitzer im Historischen Verein für Stadt und Stift Essen. Seit mehr als 30 Jahren Mitglied des Heimatbundes Gelsenkirchen, ist er seit 1995 auch Kassierer des Vereins. Er unterstützt auch diverse Vereine als passives Mitglied und als aktiver Netzwerker ist er seit Jahren eine treibende Kraft der Geschichtsszene im Ruhrgebiet.

Verfasser zahlreicher Artikel, Hefte und Bücher, hat Karlheinz Rabas auch unzähliger Vorträge gehalten. „Er ist einfach immer da!“ stellte Dr. Heidemann fest.

[Foto: Philip Ralph]

Architekt, Stadtplaner und Historiker Dr. Lutz Heidemann sprach eine Lobrede an Karlheinz Rabas

Als Schlusswort seiner Lobrede sagte Dr. Heidemann „obwohl ich selbst kein Bergmann bin, kann ich Karlheinz Rabas nur ein herzliches ‚Glück auf!‘ wünschen.“ – und ‚Weiter so!‘.

Weitere Preisträger*Innen aus Gelsenkirchen

Martin Kuhna & Initiativkreis Bergwerk Consolidation e.V.

Zwanzig Jahre Überschichten

1. Preis in der Kategorie
„Initiative, Verein, Werkstatt“


Ohne ehrenamtliche Amateure gäbe es viele Bergbau-Denkmäler nicht mehr.
Förderverein der Kirche St. Michael Gelsenkirchen-Hassel e.V.

Buch „100 Jahre Michaelkirche in Gelsenkirchen-Buer-Hassel“

1. Preis in der Kategorie
„Initiative, Verein, Werkstatt“


In der Zusammenarbeit von Laien, Profis und Studierenden ist eine fachlich fundierte und gut lesbare Hommage an die Michaelskirche entstanden.
Inge Meyer-Dietrich

Romane „Leben und Träume der Mimi H.“
& „Eisengarn“

1. Preis in der Kategorie
„Literarische Bearbeitung“


Die Familiensaga verknüpft in ihrem erzählerischen Spannungsbogen und einer atmosphärisch dichten Beschreibung die Erfahrungen der Näherin Mimi Heyn mit der Ruhrgebietsgeschichte.


1. Preis für den Initiativkreis Bergwerk Consolidation
Ohne ehrenamtliche Amateure gäbe es viele Bergbau-Denkmäler nicht mehr

[Foto: Philip Ralph]

Martin Kuhna, freier Journalist, und Hans-Günter Franzen,
2. Vorsitzender des Initiativkreises Bergwerk Consolidation,
bei der Preisverleihung auf Zollverein

Als 1993 die letzte Schicht auf dem seit 1863 bestehenden Bergwerk Consolidation in Gelsenkirchen-Bismarck gefahren war, sollten sämtliche Gebäude abgerissen und das gesamte Gelände eingeebnet werden. Dank dem „Initiativkreis Bergwerk Consolidation“ wurde der Abriss gestoppt und wichtige Teile der Schachtanlage Consolidation IX unter Denkmalschutz gestellt. Die Bauwerke und die technischen Anlagen sind nicht nur für die Geschichte des Bergwerks bedeutend, sondern auch für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Gelsenkirchens und die Ortsgeschichte des Stadtteils Bismarck.

Seit 1997 kümmert sich der Verein um das südliche Maschinenhaus. Mit sehr viel Eigenleistung (auch finanzieller Art) haben die Mitglieder die Fördermaschine sorgfältig restauriert und sogar wieder funktionstüchtig gemacht. So können Besucher*innen eine Zwillings-Dampfmaschine „live“ erleben, wenn sich die mächtigen Kolben und das riesige Treibrad in Bewegung setzen. Die Maschine wird regelmäßig im Schaubetrieb mit Druckluft angefahren.

[Foto: Philip Ralph]

Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, gratuliert dem Initiativkreis

Die unermüdlichen Anstrengungen zur Rettung der Anlage wurden mit einem ersten Preis in der Kategorie „Initiative, Verein, Werkstatt“ belohnt.

Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, gratulierte dem Initiativkreis zu den Erfolg ihrer „zwanzig Jahre Überschichten“ und äußerste die Überzeugung der Jury: „Ohne das große Engagement solcher ehrenamtlichen Amateure gäbe es viele Bergbau-Denkmäler gar nicht mehr.“


1. Preis für die Kirchengemeinde St. Michael
in Gelsenkirchen-Hassel
„fachlich fundierte und gut lesbare“ Publikation

Zum Jubiläumsfeier anläßlich des 100. Geburtstags der Hasseler St.-Michael-Kirche hat der Förderverein der Gemeinde eine Buch über die Anfänge und Entwicklung der Kirche und des Stadtteils herausgegeben. Die 230-seitige Publikation „100 Jahre Michaelkirche in Gelsenkirchen-Buer-Hassel“ mit ihren reich bebilderten Aufsätzen wurde mit einem ersten Preis in der Kategorie „Initiative, Verein, Werkstatt“ ausgezeichnet. Die Jury fand „in der Zusammenarbeit von Laien, Profis und Studierenden ist eine fachlich fundierte und gut lesbare Hommage an die Michaelskirche entstanden“.

Gemeinderereferent Hermann Spickermann nahm den Preis entgegen. Mit dabei waren der Fotograf Karl-Heinz Leese sowie Lutz Heidemann und Rolf Schäfer vom Autorenteam, wie auch Katrin Kroemer, Dozentin an der Westfälischen Hochschule, deren Student*Innen einen Beitrag in dem Band geschrieben hatten.

[Foto: Philip Ralph]

Dr. Uta C. Schmidt (ganz links) und Susanne Abeck (rechts),
Geschäftsführerinnen des Forums, waren nicht nur
für die ganze Organisation zuständig, sondern
moderierten auch die Veranstaltung.


1. Preis für Gelsenkirchener Autorin
Inge Meyer-Dietrich

Für ihre Romane „Leben und Träume der Mimi H.“ und „Eisengarn“ wurde die Gelsenkirchenerin Inge Meyer-Dietrich mit dem 1. Preis in der Kategorie „Literarische Bearbeitung“ ausgezeichnet.

[Foto: Helmut Meyer-Dietrich]

Gelsenkirchener Autorin Inge Meyer-Dietrich,
hier bei der Buchpremiere in der Buchhandlung Junius.

Die beiden Romane bilden eine Familiensaga des Ruhrgebiets. Im Mittelpunkt steht die Näherin Mimi Heyn, eine 1887 in eine neunköpfigen Bergarbeiterfamilie aufgewachsene Frau. Der Erste Weltkrieg verändert Mimis Leben radikal. Aber Mimi ist eine Kämpferin, die nicht aufgibt. Schon wegen der Kinder. Sie muss stark sein. Sie muss. Das hat sie sich selbst versprochen. Über das politische Chaos der Nachkriegszeit, über Inflation, Ruhrbesetzung und Weltwirtschaftskrise hinweg sorgt sie tapfer für ihre Familie.

Den Nationalsozialismus sieht sie mit wachsender Sorge. Dann beginnt der neue Weltkrieg. Ihr Sohn wird eingezogen; ihre Töchter sind in Gefahr. Wie erträgt eine Mutter so viel Angst und Schmerz?

Mimis Zähigkeit und Überlebenswille, ihr Einfallsreichtum und die Bereitschaft zu kämpfen, im Krieg wie in der Nachkriegszeit, stehen beispielhaft für unzählige Ruhrgebietsfrauen, deren Namen in keinem Geschichtsbuch zu finden sind.

 
„Meyer-Dietrich schafft es durch eine atmosphärisch dichte Beschreibung sowohl der alltäglichen Notsituationen wie auch der kleinen Fluchten und Erfolge einen gleichbleibenden erzählerischen Spannungsbogen zu halten und Empathie für die (Über-)Lebensleistung ihrer ProtagonistInnen zu schaffen. Gleichzeitig bettet sie die Erlebnisse der Personen kompetent in die jeweiligen historischen Situationen und Themen ein. Ein überaus anregender und bereichernder Text.“

Aus der Begründung der Jury