Alexander Pentek
1913: Echte Verbrechen und Unglücke im Ruhrgebiet

Ob kurioser Betrug, wilde Schießerei oder brutaler Mord: Im letzten Friedensjahr vor dem Ersten Weltkrieg geht es im Industrierevier an Ruhr und Emscher denkbar gefährlich zu. Auf Zechen, in Werken und auf den Straßen sind entsetzliche Unfälle an der Tagesordnung. Und zwischen Fördertürmen und Hochöfen blüht eine Welt des alltäglichen Verbrechens, die erschreckend grausam und verstörend modern erscheint.

Leben wir heute in besonders gefährlichen Zeiten? Verroht unsere Gesellschaft immer mehr? Urteilt die Justiz heutzutage besonders lasch? Und wie sah es in den vermeintlich „guten alten Zeiten" wirklich aus? Der Gelsenkirchener Krimi-Autor Alexander Pentek legt einen 388 Seiten starken Rückblick auf den erstaunlich gefährlichen Alltag im letzten Friedensjahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor. Anhand echter Meldungen aus der historischen Tageszeitung nimmt er den Leser mit ins wirtschaftlich prosperierende Ruhrgebiet des Jahres 1913.

Deutschlands wilder Westen vor 110 Jahren: In den stark gewachsenen Städten und Gemeinden des Ruhrgebiets sind Schusswaffen frei verkäuflich und das Mitführen von Messern ist weit verbreitet. Die strenge Klassengesellschaft des Kaiserreiches und der kontrastreiche Schmelztiegel des Industriereviers sorgen zwischen Fördertürmen und Hochöfen für eine erstaunlich vielfältige Welt des Verbrechens – vom ausgefeilten Betrug über die rücksichtslose Messerstecherei bis zum eiskalten Mord. Auf den Zechen und Stahlwerken, im privaten Haushalt und auf den Straßen kommt es zudem jeden Tag zu entsetzlichen Unfällen. Vollkommen frei berichtet wird damals auch über die weit verbreiteten Suizide.

Alexander Pentek: „Schon nach wenigen Berichten wird einem klar, dass das Ruhrgebiet damals vollkommen anders war als alles, was man erwartet. Viele kennen aus der eigenen Familie noch die Erzählungen darüber, dass man die Wohnungstür nicht abschließen musste, dass die Kinder gefahrlos auf der Straße spielen konnten oder dass die Menschen mehr aufeinander Acht gaben. Andere denken beim Kaiserreich an einen strengen, verstaubten Obrigkeitsstaat und bigotte Moralvorstellungen. Umso erstaunlicher dürfte für die meisten Leser sein, in welcher gefahrvollen Umgebung ihre Urgroßeltern zwischen Dortmund und Duisburg damals wirklich lebten, welche Strafen von den Gerichten verhängt wurden – und wie widersprüchlich, modern und vielfältig die Gesellschaft damals war."