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Denkmalschutz
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Gastbeitrag von Burkhard Nowak
Haus Leithe am Junkerweg in Gelsenkirchen: Stammsitz der Ritter von Leithe – ab 1366 belegt.
Haus Leithe stellt das dar, was man als eine klassische ‚Ritterburg‘ bezeichnen kann: Herrenhaus, Wassergraben und Toreinfahrt mit Zinnen. Hier ein Bild aus ‚besseren Zeiten‘:
Die mittelalterliche Ritterburg Haus Leithe
Verfall eines Baudenkmals
Der gegenwärtige Zustand des gesamten Ensembles kann nur als ‚erbärmlich‘ bezeichnet werden.
Mit dem Erwerb durch einen Investor im Jahre 2012 begann der Verfall des unter Denkmalschutz stehenden Baudenkmals. Der Investor plant den Abriss der Scheune im hinteren Bereich und der nachfolgenden Errichtung von 7 Reihenhäusern auf einer Länge von 39,00 m und einer Breite von 12,50 m und die Einrichtung von Eigentumswohnungen im Herrenhaus und den Seitenflügeln des Torbogens. Der mehrfach angekündigte Baubeginn wurde immer wieder verschoben. Schwächen des VermarktungskonzeptesDies könnte an Schwächen des Vermarktungskonzeptes liegen, denn die im Internet angebotenen Verkaufspreise erscheinen völlig unrealistisch. So bietet die LBS (LBS Immobilien GmbH NordWest) ein Reihenendhaus mit einer Wohnfläche von 145 m² und einer identischen (!) Grundstücksfläche (wo bleiben Garten, Terrasse und Garage?) mit insgesamt 4,5 Zimmern zum Preise von EUR 362.000 zzgl. Käuferprovision von 3,76% (EUR 13.611,20), also zu einem Gesamtpreis von EUR 375.611,20 an. Die Reihenhäuser wären nicht unterkellert.
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Haus Leithe ist das älteste und auch wohl bedeutendste Baudenkmal in Gelsenkirchen südlich des Kanals. Das Haupthaus wurde in der jetzigen Form 1565 errichtet, versehen mit einem Kellerraum unter einem Kreuzgewölbe aus Ziegeln. Der Torbogen wurde 1753 errichtet und 1860 mit einer Zinnenkrone aufgestockt. Zum gesamten Anwesen gehörte im Garten von Haus Leithe auch eine dem Hl. Heribert gewidmete Kapelle aus dem Jahre 1365/1366, einem einschiffigen Bruchsteinbau mit Chor und Glockentürmchen, der 1665 abgebrochen wurde.
Zu Haus Leithe gehörte auch die Bokermühle, eine Getreide- / Wassermühle, die um das Jahr 1930 herum abgerissen wurde. Die heute noch deutlich sichtbaren Vertiefungen der früheren Gräfte führten bis 1890 noch Wasser. Bergbaueinwirkungen ließen dies versiegen. Wie weit der unmittelbar neben Haus Leithe gelegene Schwarzbach oder der ‚Mühlenbach‘ (Bokermühle), über dessen Verlauf mir selbst keine Informationen vorliegen, zur Versorgung der Gräfte beitrugen, wäre eine Aufgabe für zukünftige Forschung.
Die bevorstehende Renaturierung des Schwarzbachs für eine Auffüllung der Gräfte lässt hier eine interessante Perspektive entstehen, auch wenn hier ein Pumpwerk erforderliche wäre. Und erwähnt werden muss auch, dass sich nach dem Ende des 2. Weltkrieges direkt neben der Grenze zu Rotthausen ein Tierpark befand, der 1950 der Konkurrenz des Ruhr-Zoos (heute ZOOM) weichen musste. Auf dem Gelände befindet sich heute ein Kinderspielplatz.
Der Tierpark wurde in einem Heft unserer Serie „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“ beschrieben. | |
Heft 21
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Die naheliegende Lösung und auch beste Zukunftsperspektive für Haus Leithe ist der Rückkauf durch die Stadt Gelsenkirchen. Dies könnte durch Verhandlungen mit dem gegenwärtigen Eigentümer geschehen. Das Denkmalschutzgesetz NRW bietet aber in § 30 auch die Möglichkeit einer Enteignung. Diese bedarf der Genehmigung der Oberen Denkmalbehörde (ansässig bei der Bezirksregierung in Münster). Die Entschädigung ist über das Landesenteignungs- und Entschädigungsgesetz EEG NW geregelt.
Ein Erwerb von Haus Leithe durch die Stadt erfordert aber auch ein belastbares Nutzungskonzept für die Zukunft. ‚Bürgerschaftlicher Nutzen‘ sollte dabei möglichst weitgehend im Vordergrund stehen. Es gibt zahlreiche Ideen dazu. Die mit dem größten ‚Bürgerschaftlichen Nutzen‘ könnten beispielsweise wie folgt aussehen:
Für die Finanzierung dieses Vorhaben gibt es zahlreiche Fördertopfe. Aufgabe der Stadtverwaltung wäre es, diese zu öffnen.
Voraussetzung ist allerdings der politische Wille in Gelsenkirchen.
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