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  Denkmalschutz
 Bahnhof Gelsenkirchen-Wattenscheid 
 Antrag auf Unterschutzstellung

Mo, 3. Mai 2021
Volker Bruckmann

Unten finden Sie den heutigen Antrag des Heimatbundes auf Unterschutzstellung des historischen Gebäudes des Personenbahnhofs Gelsenkirchen-Wattenscheid, mit dem wir hoffen, den drohenden Abriss verhindern zu können.


 

 

Antrag an die Stadt Gelsenkirchen
Frau Beate Lepper, Leiterin Ref. 63/UDB – Untere Denkmalbehörde

Unterschutzstellung des historischen Personenbahnhofsgebäudes Gelsenkirchen-Wattenscheid

Hiermit beantragen wir die Unterschutzstellung des ca. 1867 erbauten historischen Personenbahnhofsgebäudes Gelsenkirchen-Wattenscheid, Am Bahnhof 2 in Gelsenkirchen-Ückendorf.

Historischer Hintergrund

Alle Details zur Historie des Gebäudes und des ihn umgebenden Personen- und Güterbahnhofs entnehmen Sie bitte dem beigefügten Ausschnitt aus einer Fachzeitschrift.

Hier ist zu ergänzen, dass zuletzt die Güterstrecke im Jahr 2009 stillgelegt wurde und seitdem hier kein Bahnverkehr mehr stattfindet.

Nach Durchsicht der städtischen Adressbücher konnten wir eine gastronomische Nutzung bis mindestens 1961 nachweisen, bis mindestens 1974 eine Wohnnutzung durch Bahnangestellte.

Eine Unterschutzstellung erscheint uns unter mehreren Gesichtspunkten besonders angezeigt:

  1. Die komplette industrielle Entwicklung des Ruhrgebiets wäre ohne die Eisenbahn überhaupt nicht möglich gewesen. Gebäude, die an diesen Umstand und die jahrzehntelange eisenbahnbezogene Nutzung erinnern, sollten erhalten werden. Die Anzahl der in Gelsenkirchen erhaltenen historischen Bahnhofsgebäude ist dezimiert, nachdem diverse Stadtteilbahnhöfe nicht mehr existieren.
     
  2. Bei den meisten Personenbahnhöfen des Ruhrgebiets wurden anfangs lediglich Holzbaracken errichtet, die erst später durch gemauerte Gebäude ersetzt wurden. Im vorliegenden Fall hingegen wurde das Bahnhofsgebäude bereits gleich zu Beginn der Aufnahme des Personenverkehrs im Jahr 1868 in massiver Mauerbauweise errichtet. Wir vermuten, dass es sich bei dem Gebäude um das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude Gelsenkirchens und Wattenscheids handelt.
     

Planungen der Stadt Gelsenkirchen zum Gebäude selbst

Laut der Mitteilung der Verwaltung in Drucksache 20-25/978 vom 26.03.2021 (Auskunft zur Anfrage des Bezirksverordneten Herrn Bruno in der BV Süd) (anbei) wird das Gebäude als nicht erhaltungsfähig angesehen und eine Niederlegung ist vorgesehen.

Planungen der Stadt Gelsenkirchen zum Gelände

Nach unseren Informationen soll das komplette Gelände zwischen dem bereits im nördlichen Geländeteil realisierten Radschnellweg 1 und der südlichen Grenze zu Wattenscheid durch die Stadt Gelsenkirchen entwickelt werden. Der Prozess der Erstellung des Bebauungsplans soll in Kürze beginnen. Die Zufahrt zum Gelände und der Zugang soll über die Straße „Am Bahnhof“, also entlang des historischen Bahnhofsgebäudes, erfolgen.

Zustand des Gebäudes

Das vermutlich vollunterkellerte Gebäude besteht aus zwei nutzbaren Geschossen und einem Dachboden mit Satteldach. Vermutlich sind die Dachdeckung und die Dachkonstruktion genauso wie die beiden oberen Geschossdecken (1. OG und 2. OG) in Teilen sanierungsbedürftig. Die straßenseitige Gebäudeseite ist u. E. besser erhalten als die bahnseitige. Nach unserer Kenntnis ist die historische Holztreppe im Gebäude sehr gut erhalten und es sind wertvolle Details wie gusseiserne Pfeiler aus der Entstehungszeit vorhanden.

Gute Möglichkeiten des Erhalts

Dass das Gebäude, wie in Drucksache 20-25/978 dargestellt, nicht erhaltungsfähig ist, zweifeln wir an. Die Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen (SEG) hat z. B. an Haus Reichstein und weiteren Gebäuden im Stadtgebiet bewiesen, dass eine Sanierung von Gebäuden in vergleichbarem Erhaltungszustand technisch möglich ist und man erkannt hat, dass eine Erhaltung einem vorschnellen Abriss vorzuziehen ist.

Die Stadt Gelsenkirchen kann sowohl im Bereich der Infrastruktur als auch bei der Gebäudesanierung weitreichende Erfahrungen und Erfolge bei der Generierung von Fördermitteln vorweisen. In der Drucksache ist ja auch auf ein Förderprogramm des Bundes für Radschnellwege und hiermit verbundene Gebäude hingewiesen worden. Wir gehen davon aus, dass weitere Fördermöglichkeiten vorhanden sind.

Es ist immer wieder zu beobachten, dass bei der Entwicklung von Baugebieten die historischen Gebäudeteile, die an die ehemalige Nutzung erinnern, restlos abgeräumt werden und so charakter- und geschichtslose Flächen mit teilweise wenig ansprechende Neubauten entstehen.

Gerade in der heutigen Zeit scheint man erfreulicher Weise auch in Gelsenkirchen erkannt zu haben, dass der Erhalt historischer Gebäudesubstanz die zu entwickelnden Fläche ungemein aufwertet. Die Chance dies auch hier zu tun, sollte nicht vertan werden. Durch den Erhalt und die Sanierung des 154 Jahre alten Gebäudes besteht die einmalige Chance, dem gesamten Gelände einen besonderen Charakter zu geben. Durch die sowohl von der oberen Bahnseite (Radschnellweg) als auch die von der Straßenseite gegebene Begehbarkeit des Gebäudes ergeben einmalige Nutzungsmöglichkeiten.

Mögliche und sich anbietende Nutzungsmöglichkeiten

Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Radschnellweg 1. Darüber hinaus wird momentan die konkrete Idee einer RegioTram, die hier, parallel zum RS 1, zwischen Bochum Hauptbahnhof und der Uni Essen verkehren soll und gleichzeitig weitere bisher schlecht angebundene Bochumer Stadtteile anbinden soll, in die öffentliche Diskussion und die politischen Gremien gebracht.

Durch den Radschnellweg, die über die Ückendorfer Straße im 7,5-Minuten-Takt verkehrende Straßenbahnline 302 und ggf. die über die Streckenführung der Rheinischen Bahn verkehrende RegioTram würde hier ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt entstehen, der mit dem Bahnhofsgebäude in besonderer Weise aufgewertet werden könnte.

Im Gebäude könnte beispielsweise eine Radstation und eine Gastronomie ihre Heimat finden. Am Beispiel der Erzbahnbude an der Erzbahntrasse in Ückendorf kann nachgewiesen werden, dass derartige gastronomische Angebote entlang der Trasse hervorragend angenommen werden. Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nähe zur kürzlich bereits fertiggestellten südlichen Abfahrt vom Radschnellweg zur Ückendorfer Straße an der Einmündung zur Straße „Am Bahnhof".

Es gibt mittlerweile viele überaus gelungene Beispiele von Neunutzungen von historischen Bahnhofsgebäuden. Als ein Beispiel sei hier der Umbau und die Umnutzung des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes und des Bahnhofsumfeldes in Dorsten im Rahmen des Innenstadtentwicklungsprogramms „Wir machen MITte“ genannt (s. Anlage). Viele weitere wären zu finden.

Zur Komplettierung des Bildes fügen wir folgende Unterlagen bei:

  • Ausschnitt Fachzeitung zur Historie des Personen- und Güterbahnhofs
  • Internet-Darstellung Sanierung Personenbahnhof Dorsten
  • Drucksachen
  • 14-20/4783
  • 14-20/7886 mit Anlage 191002
  • 20-25/233
  • 20-25/315
  • 20-25/978
  • 3 aktuelle Fotos
  • 5 historische Fotos
  • histor. Luftbild RVR des Gesamtgeländes von 1926
  • Übersichtszeichnung der Gesamtanlage von 1913

Sollten Sie weitere Informationen benötigen, freuen wir uns über Ihre Rückmeldung.

Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Volker Bruckmann
Vorsitzender

HEIMATBUND GELSENKIRCHEN E.V.
Wissen. Bewahren. Vermitteln. Seit 1927.
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45884 Gelsenkirchen
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